Streuobstwiesen –

Nutzen und Lebensraum

 

Streuobstwiesen sind ein altes Kulturgut des Menschen und gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Eine Vielzahl von seltenen Pflanzen und zahlreiche in ihrer Existenz bedrohte Tierarten finden auf Streuobstwiesen ihren Lebensraum. In Höhlen von  alten Bäumen finden Vögel wie der Steinkauz und baumbewohnende Fledermäuse geeignete Nistmöglichkeiten. Das Totholz an älteren Bäumen ist wichtig für Insekten. Im Gegenzug bestäuben sie die Obstbäume, wenn sie Nektar und Pollen sammeln. Obstbäume sind wichtige Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen. Einige Spechtarten wie Grünspecht und Wendehals, aber auch der Wiedehopf, suchen ihre Nahrung bevorzugt am Boden unter den Bäumen. Sie sammeln mit Vorliebe Ameisen und andere Insekten auf. Zum Brüten nutzen sie Baumhöhlen.  Als Leitart werden Pflanzen und Tiere bezeichnet, die besonders typisch für bestimmte Lebensräume sind. Der Steinkauz ist ein charakteristischer Höhlenbrüter auf der Streuobstwiese. Seit über 10 Jahren steht er auf der "Roten Liste" und ist vom Aussterben bedroht. In alten, knorrigen Obstbäumen brütet er bevorzugt und findet somit auf der Streuobstwiese ideale Nistmöglichkeiten. 

Für den auf Offenland und Streuobstbestände spezialisierten Steinkauz gibt es darüber hinaus spezielle Niströhren, in denen der kleine Eulenvogel regelmäßig brütet und erfolgreich seine Jungen großzieht (siehe auch „Steinkauz-Projekt“ auf unserer Webseite). Streuobstwiesen sind für Honigbienen und viele Wildbienenarten eine ideale Heimat. In einer Zeit, in der die Intensivierung der Landwirtschaft mit Monokulturen wie Mais, der Einsatz von Pestiziden und das Verschwinden vielfältiger Strukturelemente und Landschaftsbestandteile den Bienen das Leben schwer machen, brauchen sie umso dringender              geschützte Rückzugsräume. 

Im Frühjahr zur Obstbaumblüte sind Streuobstwiesen ein wahres Paradies für Honig- und Wildbienen. Doch um überleben zu können, brauchen sie während der gesamten Flugsaison von März bis Oktober ausreichend Nahrung. Deswegen sollte man in dieser Zeit dafür sorgen, dass möglichst viele typische Wiesenpflanzen blühen. Blühende Hecken mit z. B. Weißdorn, Hartriegel, Holunder, Schlehe, Faulbaum und Weiden können wahre Bienenmagnete sein und ergänzen das Blühangebot der Obstbäume ebenso wie Beerensträucher - beispielsweise Johannis- und Stachelbeere, Himbeere und Brombeere. Verschiedene Waldbaumarten wie Linde, Ahorn oder in Wärmegebieten auch Esskastanien können das Blütenspektrum zusätzlich erweitern und insbesondere den Honigbienen und Hummeln Pollen und Nektar spenden. Im Herbst ist dann Erntezeit. Die Früchte können vielfältig genutzt werden. Neben Apfelsaft, Marmeladen und Gelees für uns Menschen profitieren auch Igel und viele Vögel vom Fallobst und den am Baum verbleibenden Früchten.

In der Verbandsgemeinde Wallmerod wurde zwischen 2019 und 2023 in Molsberg durch die Will und Liselott Masgeik-Stiftung eine Streuobstwiesenkartierung durchgeführt. Durch diese Initiative konnte erfreulicherweise der Bestand des Streuobstbereiches während der letzten Jahre konstant gehalten werden bzw. durch Neuanpflanzungen wurde ein moderater Anstieg der Streuobstflächen erreicht. In Molsberg werden zur Zeit ca. 1000 Obstbäume durch die Stiftung, den NABU und weitere ehrenamtliche Privatpersonen betreut. Es konnte eindrucksvoll nachgewiesen werden, dass sowohl die Fauna als auch die Flora auf Streuobstwiesen deutlich und hochsignifikant vielfältiger ist als auf anderen Nutzflächen.

                      Daten aus: Will und Liselott Masgeik-Stiftung; Abschlussbericht Aktion Grün 2023; Philipp Schievenhövel

Blumen in der Streuobstwiese (Herbszeitlose, Orchidee, Flockenblume,  Wiesenknopf, Mohnblume, Löwenzahn, Mohnkapsel, Habichtskraut)

                                                                                                                                                         Fotos: Peter Ahrens, Marcel Weidenfeller