FFH-Gebiete in Rheinland-Pfalz


 Rheinland-Pfalz hat eine besonders schöne und vielfältige Natur. Einzigartig ist die abwechslungsreiche Mischung von Buchenwäldern, felsdurchsetzten Tälern, strukturreichen Bächen und vielfältigen Wiesen auch auf engstem Raum. Rheinland-Pfalz - das ist ein Land der Lebensraum-Mosaike! Zugleich ist es das waldreichste deutsche Bundesland. Etwa 80 % der FFH-Gebietsfläche sind Wald.

In einem Flächen-Netzwerk von 120 FFH-Gebieten sind die schönsten Naturschätze des Landes mit europäischer Bedeutung geschützt - damit unsere Kinder und Enkel noch eine lebendige Zukunft erleben können.

Der Zustand der Pflanzen- und Tierarten sowie der Lebensraumtypen wird – gemäß Artikel 11 der FFH-Richtlinie – regelmäßig beobachtet und dokumentiert (FFH-Monitoring). Anhand eines Systems an Stichprobenflächen kann der Trend des Erhaltungszustandes gut abgeschätzt werden. Alle sechs Jahre wird darüber ein Bericht erstellt. Somit können die Schutzmaßnahmen, Prioritäten und Bewirtschaftungspläne angepasst werden.

Es werden grundsätzlich verschiedene Schutzansätze für die Pflanzen- und Tierarten sowie für die Lebensraumtypen (LRT) unterschieden. Einige Arten sind in unterschiedlichen Anhängen der FFH-Richtlinie gleichzeitig aufgeführt.

  Die nach Anhängen der FFH-Richtlinie
differenzierten Regelungen
Anzahl der LRT*
bzw. der aktuell vorkommenden Arten in Rheinland-Pfalz
Anhang I Europaweit bedeutsame Lebensräume, die in FFH-Gebieten besonders geschützt werden. 48 LRT
Anhang II Europaweit bedeutsame Tier- und Pflanzenarten, die in FFH-Gebieten besonders geschützt werden. 55 Arten
Anhang IV Europaweit bedeutsame Tier- und Pflanzenarten, die bewusst auch außerhalb der Schutzgebiete geschützt werden. Dazu müssen ihre Habitate überall bewahrt oder entwickelt und direkte Zerstörungen vermieden werden. 71 Arten
Anhang V Tier- und Pflanzenarten, die noch häufig sein können, aber teils kommerziell genutzt werden und vor Übernutzung, z. B. durch übermäßige Entnahme, geschützt werden. In Rheinland-Pfalz sind dies überwiegend Torfmoose und Bärlappgewächse; ein typischer Vertreter ist zudem die Weinbergschnecke. 69 Arten

Quelle: LUWG, November 2010 - * LRT = Lebensraumtyp

Bundesweit kommen 91 Lebensraumtypen des Anhangs I und 282 Tier- und Pflanzenarten der Anhänge II, IV und V vor (Quelle: BfN:
Liste der in Deutschland vorkommenden Lebensraumtypen und Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinien – Stand: November 2010)




Steckbrief zum FFH-Gebiet

5413-301 -

Westerwälder Kuppenland

Karte

Größe [ha]: 3.187

Landkreise und kreisfreie Städte:
Westerwaldkreis

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:
Montabaur, Selters (Westerwald), Wallmerod, Westerburg, Wirges


Gebietsbeschreibung:

Der Obere Westerwald, der südlich an den Hohen Westerwald anschließt, ist ein bergig-hügeliges, inselartig bewaldetes Hochland, das nach Südwesten bis Osten von ungefähr 500 auf 350 Meter über NN abfällt. Das Oberwesterwälder Kuppenland verdankt seinen Namen den Basaltdecken, –kuppen und –rücken, von denen das devonische Grundgebirge durch den Vulkanismus im Tertiär überzogen und durchbrochen wurde und die heute das Landschaftsbild prägen. Der Übergang vom Hohen Westerwald zum Oberwesterwälder Kuppenland ist gekennzeichnet durch einen stufenartigen Abfall von etwa 30 Meter.

Das FFH-Gebiet Westerwälder Kuppenland besteht aus Landschaftsausschnitten, die für diesen Raum typisch sind.

Die dominierende Vegetation der naturnahen Waldbereiche ist der Hainsimsen-Buchenwald sowie auf Basaltkuppen der Waldmeister-Buchenwald. Die Vorkommen von Mittel- und Grauspecht in den Wäldern des Gebietes belegen die Lebensraumqualität der heute seltenen lichten, alten Wälder. Größere bedeutende Waldkomplexe existieren nördlich der Orte Siershahn und Moschheim. Altholzreiche Wälder beherbergen Fledermausvorkommen. Im Naturschutzgebiet Malberg bei Moschheim, einem bewaldeten Vulkankegel mit aufgelassenem Steinbruch, ist neben Mittel-, Grau- und Grünspecht auch der Schwarzspecht anzutreffen.

Von besonderer Bedeutung sind die extensiven Offenlandbiotope aus Nass- und Feuchtwiesen, Kleinseggenrieden, Röhrichten und Großseggenrieden, mageren Wiesen und Weiden, Halbtrockenrasen, Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden wegen ihres Strukturreichtums und ihres bemerkenswerten Artenreichtums charakteristischer Tier- und Pflanzenarten des Westerwaldes, die teilweise sehr hohe Populationsdichten erreichen. Hierzu zählen Wiesenpieper, Braunkehlchen, Bekassine, Kiebitz, Wasserralle und Raubwürger. Die Wiesenbiotopkomplexe beherbergen außerdem bedeutende Schmetterlingsvorkommen. Hervorzuheben sind vor allem Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius), die im Raum Meudt die höchste Populationsdichte erreichen und damit ein Kernvorkommen im Westerwald bilden, das auch in Rheinland-Pfalz einzigartig ist.

Ein herausragendes Gebiet wegen der großen Populationen wiesen- und röhrichtbewohnender Vogelarten und der Tagfalterarten Dunkler und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist das Naturschutzgebiet Eisenbachwiesen bei Meudt. Es umfasst ausgedehnte Feuchtwiesen in der Aue des Eisenbaches und des von Meudt her zufließenden Mühlgrabens, ein Mosaik von Röhrichten, Groß- und Kleinseggenrieden und Hochstaudenfluren, zwei größere Waldkomplexe sowie einige ackerbaulich genutzte Gewanne. Bis etwa 1955 wurden die Offenlandbereiche des Naturschutzgebietes fast ausschließlich als Grünland bewirtschaftet. Nur wenige anmoorige und niedermoorige Bereiche blieben auch in der Vergangenheit ungenutzt oder wurden nur in Trockenjahren bearbeitet. Die Talböden waren früher von einem dichten Grabennetz durchzogen, welches die Wiesen entwässerte. Mit fortschreitender Aufgabe der Landbewirtschaftung verfielen die Stauwehre und die Gräben verschlämmten. Dadurch vernässte das Gebiet wieder und Riedgrasbestände konnten sich ausbreiten.

Die Aue des Elbbaches nördlich der Eisenbachwiesen ermöglicht als Vernetzungsachse die Anbindung der bedeutenden Offenlandbiotope im Raum Meudt mit den nördlich gelegenen Biotopen im Raum Langenhahn. Die Fließgewässern im Gebiet sind Lebensraum von Wasseramsel, Prachtlibellen, Groppe und Bachneunauge, also von Arten, die auf Strukturreichtum und saubere Gewässer hinweisen. Die Abgrabungsflächen mit ihren Tümpeln sind Lebensraum von Flussregenpfeifer und Teichralle. Von besonderer Bedeutung sind die Amphibienvorkommen im Tonabbaugebiet. Neben den Anhang II-Arten Kammmolch und Gelbbauchunke weist der Laubfrosch hier eine der größten Populationen in Rheinland-Pfalz auf.


Lebensraumtypen (Anhang I):

     3150 - Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
     3260 - Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
     4030 - Trockene europäische Heiden
  *  6230 - Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden
     6410 - Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
     6430 - Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
     6510 - Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
     8150 - Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas
     8220 - Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
     8230 - Silikatfelsen mit ihrer Pioniervegetation (Sedo-Scleranthion, Sedo albi-Veronicion dillenii)
     9110 - Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
     9130 - Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)
     9160 - Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)
     9170 - Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)
  *  91E0 - Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)

* = Prioritärer Lebensraumtyp


Arten (Anhang II):

Säugetiere
    Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)
    Großes Mausohr (Myotis myotis)

Amphibien
    Gelbbauchunke (Bombina variegata)
    Kamm-Molch (Triturus cristatus)

Fische und Rundmäuler
    Bachneunauge (Lampetra planeri)
    Groppe (Cottus gobio)

Schmetterlinge
    Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle)
    Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous)
    Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius)


Links:

Datenblatt   -   Legende zum Datenblatt


Literatur:

Fischer, K.; Kunz, M. (1994): Grünland-Leitarten des Westerwaldes: Verbreitung, Lebensraumansprüche, Gefährdung, Schutz. Im Auftrag des Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim. 205 pp., Anhang.

Fischer, K.; Fahl, G. (2001): Zur Bestandsentwicklung des Raubwürgers (Lanius excubitor) im Raum Westerburg (Westerwald) zwischen 1979 und 2000.  Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 9(3): 889-899.

Gruschwitz, M. (Bearb.) (1989): Pflege- und Entwicklungsplanung für Tongruben auf der Basis ökologischer Standortbewertungen, modellhaft dargestellt an Beispielen aus dem Raum Montabaur/Westerwald. Beiträge Landespflege Rheinl.-Pfalz 12: 185-304.

Jungbluth, J. H.; Fischer, E.; Kunz, M.; Lenz, L.; Gruschwitz, M.; Scharf, B. W.; Stüber, R. (1989): Die Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz IV. Die Planungsregion Mittelrhein-Westerwald. Mainzer naturwiss. Archiv, Beih. 11. 414 pp.

LfUG; FÖA (1993): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Westerwald. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg). 214 pp., Anhänge, Karten.

Roth, H. J. (1973): Die Westerwälder Seenplatte. Rheinische Landschaften. 2/3. 31 pp.

Roth, H.J.; Eberth, H.A.; Kremer, B.P. (Hrsg.) (1997): Kulturlandschaft Westerwald. Perspektiven einer ökologischen Regionalentwicklung Pollichia-Buch 35. 132 pp.

Sabel, K.-J.; Fischer, E. (1987): Boden- und vegetationsgeographische Untersuchungen im Westerwald. Frankfurter geowiss. Arb. Serie D 7. 268 pp.


Copyright LUWG - Stand: 29.01.2013