Editorial August 2025

Die sechs häufigsten Bewässerungsmythen: Wir klären auf.

 

Mythos 1: Bei Hitze so oft gießen wie möglich. Falsch! Wichtiger als die Häufigkeit ist die Menge beim Gießen. Es ist besser, einmal richtig den Boden durchdringend zu wässern, als immer mal wieder ein wenig zu gießen. So kann das Wasser auch in tiefere Bodenschichten dringen. Beim häufigen kurzen Gießen werden die tieferen Bodenschichten nicht ausreichend mit Wasser versorgt. Außerdem bilden die Pflanzen in diesem Fall nur kurze Wurzeln aus. Wenn man sie „trainiert“, indem man sie weniger häufig, aber dafür intensiver gießt, produzieren sie längere Wurzeln und kommen so auch an tiefere Bodenschichten, die weniger schnell austrocknen.

 

Mythos 2: Wer seine Beete mittags gießt, verbrennt seine Pflanzen. Auch nicht richtig: Dass Blätter durch die Wassertropfen bei starker Sonneneinstrahlung verbrennen, gehört eher in den Bereich der Gartenmythen. Nur unter bestimmten Voraussetzungen – wenn Haare an den Blättern vorhanden sind, sich dort Wassertropfen verfangen und somit Abstand zum Blatt bekommen – ist ein Brennglaseffekt möglich. Allerdings verdunstet bei starker Sonneneinstrahlung ein großer Teil des Wassers, ohne dass die Pflanzen es aufgenommen haben. Aus diesem Grund sollte am besten früh morgens oder abends gewässert werden.

 

Mythos 3: Gegen trockenen Boden kann man nichts machen. Stimmt nicht, denn es gibt viele Möglichkeiten, die Wasserspeicherfähigkeit des Gartenbodens zu verbessern. Eine Lösung für den Gemüsegarten: die Anreicherung mit Humus. Auch Hacken zwischen den Pflanzen hilft. Dabei werden die Kapillaren im Boden unterbrochen. Diese kleinsten Poren leiten Wasser aus tieferen Bodenschichten nach oben, wo es an der Oberfläche dann verdunstet. Unterbricht man den Mechanismus, wird Wasser im Boden zurückgehalten. Am besten nach dem Gießen alle Beete einmal oberflächlich durchhacken.

 

Mythos 4: Ohne Torf kann der Boden keine Feuchtigkeit speichern. Auch falsch: Torfabbau zerstört Moore und schadet dadurch dem Klima. Denn beim Torfabbau werden Kohlenstoffdioxid und andere klimaschädliche Gase frei. Dabei geht es im Garten auch ohne Torf, zum Beispiel, in dem man Kompost in die Gartenerde einarbeitet. Bodendeckende Pflanzen zwischen Stauden oder Gehölzen schützen den Boden zusätzlich vor Austrocknung. Im Gemüsebeet oder unter Gehölzen hilft eine Schicht aus Mulch. Sie kann zum Beispiel aus trockenem Rasenschnitt, Laub, Gemüseresten, Schafwolle oder gejäteten Wildpflanzen bestehen. Letztere sollten aber keine reifen Samen haben, damit man sie nicht ungewollt aussät. Der Mulch verhindert die Verdunstung und Austrocknung des Bodens durch Wind und Sonne. Zusätzlich versorgt er die Beete mit Nährstoffen.

 

Mythos 5: Bäume und Sträucher ziehen zu viel Wasser, besser ist wenig Bewuchs im Garten. Das Gegenteil ist der Fall: Eine Hecke aus heimischen Gehölzen hält Wind ab und spendet Schatten. Gleichzeitig verdunstet sie Wasser. Bäume kühlen ihre Umgebung, indem sie Wasser verdunsten und Schatten werfen. Wer generell auf Pflanzenvielfalt statt auf nur wenige Arten setzt, geht ein geringeres Risiko ein, dass der Garten komplett vertrocknet. Ein raspelkurzer Golfrasen mit nur wenigen Gräserarten kapituliert bei längerer Trockenheit schnell. Wer in seinem Rasen auch Wildkräuter duldet, braucht Trockenheit viel weniger zu fürchten. Eine Wildblumenwiese mit standortheimischen Pflanzen kommt sogar ganz ohne künstliche Bewässerung aus.

 

Mythos 6: Heimische Pflanzen kommen mit der Trockenheit nicht zurecht. Stimmt auch nicht. Es gibt eine große Auswahl an heimischen Pflanzen, die naturgemäß auf trockenen, heißen Standorten vorkommen, etwa auf Trockenrasen, im Gebirge oder in Steinbrüchen. Heimische Wildstauden wie Graslilie, Sandthymian oder Karthäusernelke und Gehölze wie Wolliger Schneeball, Feldahorn, Wachholder oder Wildrosen kommen daher auch im Garten mit Trockenheit klar. Viele exotische Pflanzen wie Geranien, Hortensien oder Thuja benötigen dagegen ausreichend Feuchtigkeit und bekommen bei längerer Trockenheit Probleme.

                                                                                                                                                                                                   Foto: Peter Ahrens